Beruflich erfolgreich, zu Höchstleistungen getrieben,
wird er aus dem Alltagsleben katapultiert. Seine
Angstattacken nehmen überhand, er fühlt sich schwach
und angreifbar, kann sich nicht schützen und erkrankt.
Der Protagonist hätte das Potential zur Vereinsamung,
zur Verbitterung. „Schreib dein Leben auf“, bekommt
er einmal, wie nebenbei, gesagt. Er greift den Impuls
auf und beginnt ein Tagebuch zu führen. Im Akt des
Niederschreibens kann er das Erlebte überdenken und
neu ordnen.
Die Angst geht nicht weg, er geht weg, sucht das Fremde
und verreist.
Hügelig und gebirgig, verwachsen und verwildert, so zeigt
sich ihm die Landschaft um sein Domizil, in das es ihn für
einige Zeit verschlägt. Unbehaust und ausgesetzt fühlt er
sich und ausgesetzt erscheinen ihm die steil in den Hang
gebauten Häuser mit ihren abgebröckelten Fassaden.
Sanfte Weite und mächtige Bäume, uralte Steineichen
und vor allem Pinien wirken beruhigend auf ihn, sind
wohltuender Gegensatz.
Wie Pinien steht für einen Menschen mit Sehnsucht nach
Weite und Halt.
"Windgesang wird er dann sagen, noch weiß er nichts davon, wenn er dort sein wird, in dem
Domizil, das er sich für seine Klausur ausgesucht hat, wenn er dem Wind zuhören wird, wie er die
Äste der Pinien in Schwingung versetzt, jene Klänge hervorrufend, die sein Innerstes berühren, eine
Klangsprache, die ihn betrifft, ihn direkt trifft, von der er getroffen wird, als ob ein Blick ihn träfe."
Gertrude Maria Grossegger lebt und schreibt in der Steiermark südöstlich von Graz, veröffentlichte
Lyrik, Prosa, Theater- und Hörstücke und u.a. saxa rubra saxa alba, Bilder von Lea Titz (2008); das Kinderbuch Fritz fliegt, Bilder von Walter Titz (2017); Wendel, Roman (2018);
Für ihr Werk erhielt sie Preise und Auszeichnungen, u.a. Frau Ava Literaturpreis (2021); Buchprämien
des BMUKK für grasfischen, Gedichte, Bilder von Günter Egger (2013) und für zwirnen, Langgedicht,
(2019).
Sie veröffentlichte Lyrik und Prosa in Zeitschriften (u.a. LICHTUNGEN, manuskripte, perspektive)
und in Anthologien sowie im Rundfunk; zuletzt Weltenempfänger, Gedichte zu den Skulpturen von
Krista Titz-Tornquist (Ö1 Neue Texte, Kunstgeschichten 2019) und zur Ausstellung „Weltenempfänger“ (ORF Funkhaus 2021); "befinde mich nun bei den fischen", Hörstück, Musik, Komposition von Elisabeth Harnik (Ö1 Kunstradio 2022). |